6. Forum Personal: Tipps für erfolgreiches Personalrecruiting von technischen Fachkräften
Rund jedes zweite Unternehmen beklagt den Fachkräftemangel im technischen Bereich. Über Lösungswege diskutierten 80 Vorstände, Geschäftsführer und Personalleiter beim 6. Forum Personal. Neue Möglichkeiten der Akquise, Personalentwicklung, die Stärkung der eigenen Arbeitgebermarke und Agilität wurden als erfolgsversprechende Optionen festgehalten.
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ist Bauen und Modernisieren zurzeit sehr attraktiv. Zudem wachse die Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten drastisch. „Aber Bauen wird auch immer komplexer. 35% des Neubauvolumens entfallen inzwischen auf die technische Gebäudeausrüstung. Doch das qualifizierte Fachpersonal fehlt sowohl in den Bauabteilungen der Wohnungsbranche, als auch in den Planungsbüros der Bauwirtschaft.“ Damit leitete der EBZ-Vorstandsvorsitzende Klaus Leuchtmann zu einer Umfrage der EBZ Akademie über. Diese ergab, dass die Unternehmen in den Bereichen IT (38%), Immobilientechnik (39%), aber vor allem Bauleitung/Projektentwicklung (60%) Probleme bei der Personalakquise haben. Die Unternehmen glauben nicht, dass sie den Fachkräftemangel eigenständig beheben können, sehen aber durchaus selbstkritisch Verbesserungspotenzial bei den Recrutierungswegen.
Dass die Wohnungswirtschaft ein attraktiver Arbeitgeber ist, führten den Teilnehmern Referenten der Bauindustrie vor – eine Branche, die gleichzeitig Partner und Wettbewerber der Wohnungswirtschaft beim Thema „Personal“ ist. Susanne Müller, Leiterin für Bildung, Hauptverband der Bauindustrie und Geschäftsführerin der ASBau – Akkreditierungsverbund für Studiengänge des Bauwesens, und Dipl.-Ing. Markus Crone, Geschäftsbereichsleiter Ausbildung & pädagogische Maßnahmen, Bildungszentren des Baugewerbes e.V. (BZB) empfahlen, Kooperationen mit kleineren Hochschulen einzugehen. Die Wohnungswirtschaft müsse ihre Vorzüge nach außen kommunizieren, stärker Präsenz bei Ausbildungs- und Berufsinformationsmessen, aber auch mit Ausbildungsberatern und der Agentur für Arbeit zusammenarbeiten.
Sandra Balicki, Leiterin Personal- und Organisationsentwicklung und Projektmanagement der Wohnungsbaugenossenschaft KAIFU-NORD-LAND eG Hamburg, plädierte für die Stärkung der Arbeitgeberattraktivität. Partizipation, Gesundheitsmanagement, Führungsgrundsätze, Personalentwicklung, Marketing, strategisches Personalmanagement, Sozialleistungen, Arbeitszeit und -ort sowie die Unternehmenskultur sind für Arbeitnehmer wertvolle Aspekte. Sie entscheiden darüber, ob sie den Arbeitgeber attraktiv finden und für diesen arbeiten möchten.
Darüber hinaus empfahl Prof. Dr-. Ing. Bernd Schweibenz, Professor für Baubetrieb und Baumanagement an der FH Potsdam, die Weiterbildung und Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter als Lösungsoption gegen den Fachkräftemangel.
Agile Führung und Unternehmenskultur
„Die Digitalisierung mit hoher Veränderungsgeschwindigkeit und Komplexität erfordert von den Unternehmen Agilität – die Fähigkeit, Veränderungen offen gegenüberzutreten und sich auf sie einzulassen“, erklärte Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ Akademie.
Elke Nippold-Rothes, stellvertretende EBZ-Akademieleiterin, erläuterte, dass Führungskräfte eine Bereitschaft für Agilität aufbauen, diese im Unternehmen zulassen und fördern müssen. Wer agile Führungskompetenzen entwickeln möchte, sollte dem Thema Führung einen hohen Stellenwert beimessen, aber auch eine neue Führungskultur im Unternehmen schaffen. Meetings interaktiv und kreativ gestalten, den Blick über den Tellerrand der eigenen Materie fördern und seine Netzwerke zum Generieren neuer Ideen nutzen, sind einige Methoden. Prof. Dr. Sascha Armutat, Professor für Personalmanagement und Organisation an der FH Bielefeld, gab darüber hinaus weitere Instrumente an die Hand.
Ralf Janssen, Geschäftsführer der Kompano Entwicklungsberatung, erklärte, wie Unternehmen in solch dynamischen Zeiten attraktive Arbeitgeber werden. Ausschlaggebend seien Beteiligung, Teilhabe und Einbindung aller Mitarbeiter. Dazu gehöre es, die gemeinschaftliche Co-Kreativität zu nutzen sowie Vertrauen, Transparenz und Wertschätzung entgegenzubringen.
Die Forderung nach Flexibilität erreicht auch die Arbeitgeber der Wohnungswirtschaft. Flexible Arbeitszeitmodelle oder Sabbaticals müssen aber unter arbeitsrechtlichen Gesichtspunkten betrachtet werden. Patricia Will, Rechtsanwältin des Arbeitgeberverbands der Deutschen Immobilienwirtschaft, stellte klar, dass es für viele Trends wie Sabbaticals noch keine strikten Regeln und Gesetzte gibt. Personaler sollten sich daher stetig auf dem Laufenden halten und das Gespräch mit den Arbeitnehmern suchen.
Das Forum Personal ist eine Kooperationsveranstaltung des EBZ, VdW Rheinland Westfalen, VdW Bayern, vdw südwest, vnw und des Arbeitgeberverbandes der Immobilienwirtschaft. Es findet das nächste Mal in Niedersachsen-Bremsen statt.
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