Nebelkompetenz und Optimismus: So kommt die Wohnungswirtschaft durch die Transformation
Wie sollten Wohnungsunternehmen auf Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung reagieren? Mit neuen Rollen auch für altgediente Mitarbeitende. Wie das funktionieren kann, erarbeiteten Expertinnen und Experten bei der Fachtagung Managementstrategien der EBZ Akademie.
„Der Klimaschutz ist die zentrale Herausforderung der Wohnungswirtschaft“, bringt es Roland Schüßler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit, auf den Punkt. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, sei Arbeitskräftesicherung die wichtigste Aufgabe für die am Arbeitsmarkt agierenden Parteien.
Thema Energieeffizienz ist am wichtigsten
Das sieht auch Thomas Hummelsbeck, Geschäftsführer der Rheinwohnungsbau GmbH so. Zukunftsthemen müssten Schritt für Schritt angegangen werden, aber: „Aktuell ist das Thema Klima- und Energieeffizienz am wichtigsten“, so Hummelsbeck.
Doch wie werden Unternehmen fit für diese Aufgabe? Dadurch, dass sie alte Gewissheiten einreißen: „Es gab jahrzehntelang nichts Planungssichereres als Wohnungswirtschaft. Das ist vorbei“, ist Dr. David Wilde, Vorstand der Hattinger Wohnungsgenossenschaft und Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für wohnungsgenossenschaftliche Zukunftsfragen eG21, überzeugt. Disruptive Ansätze wie etwa serielles Sanieren müssten her und flächendeckend Einzug halten.
Bei der Umsetzung dieser Veränderungen, sieht die stellvertretende Leiterin der EBZ Akademie Elke Nippold-Rothes die Führungskräfte in einer entscheidenden Rolle: „Führungskräfte müssen optimistisch bleiben und diesen Optimismus auch vermitteln.“ Dabei sei „Nebelkompetenz“ von Bedeutung, da in der Transformation viele nicht vorhersehbare Unwägbarkeiten lauerten.
"Post and Pray" kein Konzept zur Personalgewinnung
Für Dr. Ernesto Martinelli, CPO bei Aareon, besteht in der Digitalisierung ein wichtiger Beitrag, um Abläufe zu beschleunigen. Organisationen müssten ständig lernen, da sich Arbeitsweisen laufend änderten, so Dr. Martinelli. Dazu müssten neue Kompetenzen aufgebaut werden: „Wir müssen Digitalisierung denken können.“ Das gelte auch für die Personalakquise. Es reiche nicht nach dem Motto „Post and Pray“ Stellenanzeigen zu veröffentlichen und dann zu beten, dass sich die passenden Fachkräfte meldeten.
Doch wie holen sich Unternehmen die nötigen Kompetenzen an Bord? Unter anderem, indem sie auf bekannte Talente zurückgreifen und aus dem Unternehmen ausgeschiedenen Mitarbeitenden eine Brücke zurück in die Firma bauen – oder ihnen schon beim Verlassen ein „golden Ticket“ für den Rückweg ins Unternehmen aushändigen, rät Nina Estelle Manns, Team Lead Personalentwicklung bei der Vonovia.
Prof. Dr. Sascha Armutat, Inhaber des Lehrstuhls für Personalmanagement und Organisation am Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld, bezieht sich auf die EBZ Zukunftsstudie 2023: „Geschäftsmodelle, Leitungsbereiche und Teams werden sich branchenweit transformieren.“ Es gehe nicht um einzelne Prozesse, sondern um den Bruch mit langjährigen Mustern und die Anpassung an neue Rollen. „Für einen erfolgreichen Wandel bedarf es veränderter Personalstrukturen auf allen Ebenen“, so Armutat. Führungsaufgaben würden dadurch anspruchsvoller. Essenziell seien dabei „Transformationsexpertinnen und -experten, die die Wohnungswirtschaft ganzheitlich durch diesen Prozess begleiten“.