Ukrainer informierten sich am EBZ über Sanierung und Modernisierung
Was macht eine moderne Hausverwaltung? Welche Aufgaben hat ein Hausmeister? Wie funktioniert die energetische Sanierung von Wohnquartieren? Antworten auf diese und weitere Fragen fand eine Gruppe ukrainischer Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Bereichen der Wohnungswirtschaft bei einer einwöchigen Schulung am EBZ Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Am Ende stand fest: Zwar können die Ukrainerinnen und Ukrainer vieles über Strukturen und Fachkräfteausbildung in Deutschland lernen – in Sachen Digitalisierung sind die Osteuropäer Deutschland aber weit voraus.
Während täglich Raketen Wohnhäuser zerstören, laufen in der Ukraine bereits die Planungen zum Wiederaufbau. Da in der Ukraine der Anteil der Wohneigentümer sehr hoch ist, interessierte sich die 15-köpfige Gruppe hauptsächlich dafür, wie Verwalterinnen und Verwalter zwischen Eigentümern vermitteln und den Neuaufbau oder die Modernisierung von Wohnquartieren managen können.
Alle Wohnungseigentümer einbeziehen
„Das ist eine Herausforderung, weil in Hochhäusern alle Wohnungseigentümer einbezogen werden müssen“, so Halina Dzhulai, Stellvertreterin des Bürgermeisters von Novoyavorivsk in der Nähe von Lwiw. Beim Wiederaufbau sei zwar geplant, dass die Städte übergangsweise Wohnraum für heimgekehrte Ukrainerinnen und Ukrainer bauen. „In Zukunft werden die Leute aber wieder in Eigentum umziehen“, prognostiziert Dzhulai.
„Wir haben bereits Häuser mit Solarzellen ausgestattet,“ berichtet Julia Samoilova, die in Charkiw eine Organisation zum Schutz von Wohneigentum leitet. Durch den Krieg seien solche Projekte jedoch erst einmal zum Erliegen gekommen. Die Ukraine, stellt Samoilova mit Blick auf Projekte wie die Wasserstoffsiedlung der Vonovia in Bochum-Weitmar oder Quartiere in Düsseldorf und Duisburg fest, könne etwa bei der Ausbildung von Handwerkern viel von Deutschland lernen. Darum stand auch die Rolle des Hausmeisters als Ansprechpartner für Reparaturen, aber auch als Scharnier zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern auf der einen und der Hausverwaltung auf der anderen Seite im Mittelpunkt des Interesses der ukrainischen Gruppe.
Ukraine setzt beim Wiederaufbau auf Digitalisierung
Beim Wiederaufbau des Landes setzt die Ukraine auf Digitalisierung. In Charkiw ist Olesandra Kapinus dafür zuständig. Mithilfe einer Software von IBM erfasst die Stadtverwaltung zahlreiche Daten von Wohngebäuden: Lage, Bausubstanz, Zerstörungsgrad. Die Bürgerinnen und Bürger können dazu über einen Chatbot mit der Verwaltung kommunizieren. „Wir führen ein digitales Schadensregister“, erklärt Kapinus. Diese Daten laufen in das Programm „Erneuerung der Ukraine“ der Zentralregierung. Doch die Software kann noch mehr: Eine Künstliche Intelligenz berechnet die Kosten für den Wiederaufbau jeder Immobilie und macht der Stadtverwaltung Vorschläge, wie Wohnhäuser oder ganze Quartiere wieder aufgebaut werden können.
"Wir können viel von Ihnen lernen"
Die so weit fortgeschrittene Digitalisierung beeindruckte die deutschen Gastgeber: „Damit sind Sie führend in der Welt und genau auf dem richtigen Weg“, so Klaus Leuchtmann, Vorstandsvorsitzender des EBZ, anerkennend und fügte an: „Wir können viel von Ihnen lernen.“
Der Besuch der ukrainischen Gruppe war Teil des durch das Auswärtige Amt finanzierten Programms „Vital East“, durch das zivilgesellschaftliche Strukturen in der ehemaligen Sowjetunion gefördert werden sollen.